Auf Tuchfühlung mit den großen Sportstars

Auf Tuchfühlung mit den großen Sportstars

Jugendlager – RRK-Ruderer Sascha Adrian und Judoka Christoph Jourdan schwärmen von aufregenden Tagen in Athen

Von Elfriede Schmidt (aus „Rüsselsheimer Echo“ vom … 2004)

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Dass der Deutschland-Achter, einst Aushängeschild der Republik, diesmal bei Olympia so sang- und klanglos unterging, hat ihn maßlos enttäuscht: Sascha Adrian, Ruderer beim RRK, zuletzt 1999 im Einer beim Bundesentscheid auf dem zweiten Platz und 1997 Gewinner der deutschen Sprintmeisterschaft, hätte Boot und Mannschaft lieber ganz vorne und auf dem Treppchen gesehen. Etliches Ruder-Gold gab’s dennoch für Deutschland „und das hat uns riesig gefreut“, sagt Adrian, der zusammen mit Christoph Jourdan, Judoka beim Judoclub, am Olympischen Jugendlager der Deutschen Sportjugend und des NOK für Deutschland in Athen teilnahm.

Diese Ehre wird bei jeden Olympischen Spielen jungen Sportlerinnen und Sportlern zuteil, „die neben der sportlichen Leistung auch geistige und ethische Grundsätze sowie künstlerische Aspekte einbringen“, heißt es in den Statuten des Nationalen Olympischen Komitees. 550 Eure Eigenanteil waren diesmal zu zahlen, ansonsten wird das Olympische Jugendlager aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundesfamilienministeriums finanziert. Fünfzig deutsche Jugendliche nahmen teil, mit Sascha Adrian und Christoph Jourdan zwei ehemalige Kantschüler aus Rüsselsheim. Weitere fünfzehn Jugendliche stellte Griechenland, denn der Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron de Coubertin, dachte in weltbürgerlichen Kategorien und wollte Menschen unterschiedlicher Herkunft beim Sport zusammenführen.

Quartier der Jugendlichen war die Deutsche Schule von Athen, als „Deutsches Haus“ in den Medien hoch gelobt wegen der hervorragenden Verpflegung sowie beliebter Treffpunkt sowohl für Athleten als auch für Polit-Prominenz. Nur zehn Minuten Fußweg zum Olympiastadion, „darum waren wir überall dabei und hatten engen Kontakt zu den Olympioniken aus aller Welt“. Small-talk mit einem Goldmedaillengewinner, „wann erlebt man das schon?“. Die 16 Tage in Athen waren für die beiden jungen Rüsselsheimer ein großartiger Abschluss und zugleich der Höhepunkt ihrer Schulzeit. Allein schon die Eröffnungsfeier und ihr grandioses Medienspektakel war ihnen die Reise wert und hat sie aufgrund der wunderschönen Bilder tief beeindruckt. Sascha Adrian, seit dem 1. Juli Wehrdienstleistender beim Bund, erhielt eigens Sonderurlaub für Athen.

Später will er E-Technik und Informatik in Darmstadt studieren. Christoph Jourdan macht derzeit ein Praktikum bei einer Film- und Video-Produktion als Vorbereitung auf sein Studium der Medienwirtschaft in Wiesbaden. Olympia war toll, sagen beide beim Blick zurück. Ihre Rolle als Zaungäste haben sie in jeder Minute genossen. „Wir waren immer ganz nah dran am Geschehen.“ Natürlich drückten sie auch für die Hockeydamen beide Daumen und erlebten deren Freudentaumel mit. Und wie der Gold- Ringer Alexander Leipold sich aus Freude einfach unters Volk im Deutschen Haus mischte, das war für Christoph Jourdan einer der großen Momente, die man nicht vergisst im Leben. Den Bundespräsidenten haben die beiden Rüsselsheimer Sportler ebenso hautnah erlebt wie Otto Rehagel oder Bundesinnenminister Otto Schily, die zur Stippvisite ins Deutsche Haus kamen. Für die extremen Sicherheitskontrollen hatten die beiden jungen Sportler zwar Verständnis, „aber es hat uns alle auch ein bisschen genervt“. Zehn Minuten bis zum Stadion, aber zwei Stunden Wartezeit wegen der Kontrollen am Eingang. Zu den Athleten ins Olympische Dorf ging’s deshalb nur ein einziges Mal, wegen der Sicherheit.

saadrian04cSascha Adrian und Christoph Jourdan haben sich mit den Konflikten von Olympia auseinander gesetzt, viel Neues gesehen, mit Jugendlichen verschiedener Nationen debattiert und Wettkämpfe an den neuen und den historischen Sportstätten miterlebt. Am beeindruckendsten aber wird ihnen das alte Olympiastadion in Erinnerung bleiben.